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TCE-Blog

04. April 2018 · Erfahrungsbericht

Ein Brief an mich selbst

Es ist ca. drei Jahre her, dass ich im TCE war. Ich habe seither viele unterschiedliche Dinge gemacht, jetzt bin ich 24 Jahre alt und studiere Kunsttherapie, worauf ich durch die Zeit im TCE und die Kunsttherapeutin dort gekommen bin. Ich bin aus München weggezogen, das Studium ist sehr fordernd, doch ich fühle mich nun endlich das erste Mal in meinem Leben zu Hause. Neben dem Malen schreibe ich sehr gerne, oft Briefe an mich selbst, diesen möchte ich nun mit Euch teilen, ich hoffe sehr, dass er Euch auch motiviert.

Es bricht ein neues Jahr an.
Neue Freude, neue Trauer, neue Aufgaben, die das Leben Dir stellt.

Die letzten Monate hast Du viel durchgemacht, die Trennung von Deinem Freund, der Umzug in eine neue Stadt.
Neue Gesichter, neue Freundschaften, neue Herausforderungen, Erfolge und Enttäuschungen.
Es ging Dir teilweise sehr schlecht, so schlecht wie selten in Deinem Leben.
Doch die größte Erkenntnis des vergangenen Jahres ist, dass Du Dich wirklich und wahrhaftig lieben willst und dafür alles tust.

Du bist eine Kämpferin.
Egal wie oft sie Dich verletzt haben, Du gibst niemals auf, niemals.
Denke daran, dass nicht alle Menschen Dich verletzten. Erkalte nicht wieder. Öffne Dein Herz gegenüber denjenigen, die es verdient haben, die Dir mit Respekt und Interesse begegnen.
Laufe nicht vor den guten Menschen davon, weil Du Angst hast, dass auch sie Dich verletzen.

Und jeder hat eine zweite Chance verdient, wenn diese jedoch nicht wertgeschätzt wird, musst Du auch Menschen gehen lassen, um Dich selbst zu schützen, auch wenn Du sie liebst. Sei es Dir selbst wert.

Habe Geduld. Sei ganz lieb, geduldig und achtsam mit Dir, Du darfst Dir selbst verzeihen.
Nimm das kleine verletzte Mädchen in Dir an die Hand, schubse es an beim Schaukeln,
lasse es fliegen.
Es wird auch wieder runterfallen, das Wichtigste ist, dass Du Dich dann zu ihr niederkniest, sie in den Arm nimmst, ihr zärtlich über die Haare streichst und ihr beruhigend den Rücken streichelst.

Umarme beide Seiten an Dir. Jeder Mensch hat Fehler, sie machen Dich aus. Sei unperfekt.
Lache, weine, schreie, tanze, sei wild und stürmisch, sei zärtlich, sei wütend, sei wie Du bist, Du brauchst Dich nicht zu verstellen, genau so wie Du bist, bist Du wunderschön.

Was für eine tolle Entwicklung Du bereits gemacht hast.
Wahrnehmen konntest Du Gefühle schon immer, jetzt fängst Du an, sie auch zuzulassen und ja es ist anstrengend.
Das Schöne wie das Schlechte.
Doch vergiss nie ohne Dunkelheit kein Licht. Zünde Dir Kerzen an, lasse sie leuchten.
Du fängst an immer mehr zu strahlen.

Ich werde immer auf Dich aufpassen, denn ich liebe Dich aus tiefstem Herzen.

Deine Anne.

Bildnachweis: Adobe Stock

Über die Autorin

Anne, 24 Jahre, ehemalige Patientin des TCE